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Das optimale Zweikampfverhalten

Anlehnend an die Bezeichnung der Spielweise an einem Pokertisch möchte ich euch heute erläutern, welche Art von Zweikampfverhalten es auf der Rennstrecke gibt und welche erstrebenswert ist. Zunächst müssen wir dazu vier Begriffe erläutern:

loose = ein Fahrer, der in viele Zweikämpfe involviert ist

tight = ein Fahrer, der in wenige Zweikämpfe involviert ist

passive = ein Fahrer, der in Zweikämpfen eher zurückhaltend ist

aggressive = ein Fahrer, der in Zweikämpfen eher aggressiv ist

Schauen wir uns einen Fahrer an, der „loose“ ist. Er wird aus vielen Situationen, in denen zwei oder mehr Autos hintereinander herfahren eine Zweikampfsituation kreieren, unabhängig davon, ob der Gegner schneller ist als er und in welcher taktischen Situation er sich befindet. Ihm geht es in erster Linie darum, den Zweikampf zu führen und zu gewinnen.

 

Ein „tighter“ Fahrer hingegen wählt seine Zweikampfsituationen mit Bedacht und lässt sich nur dann darauf ein, wenn er einen Vorteil darin sieht. Beispielsweise wird er seinen Vordermann nicht angreifen, wenn dadurch die Gefahr besteht, den Anschluss an weitere Fahrer zu verlieren. Oder er wird dem Gegner einfach den Vortritt lassen, wenn er die Gefahr sieht, durch einen Zweikampf zu viel Zeit auf andere Fahrer zu verlieren. 

 

Ein passiver Fahrer wird sich im Zweikampf eher vorsichtig verhalten und dem Gegner häufig zu viel Platz einräumen, um ja keine Kollision zu riskieren.

 

Ein aggressiver Fahrer wird im Zweikampf hingegen jeden noch so kleinen Vorteil nutzen und in den Situationen, in denen er vorne liegt, diesen Vorteil gegenüber dem Gegner durchsetzen – auch wenn es dadurch manchmal knapp wird.

Welche Zweikampf-Kombination ist erstrebenswert?

Loose-passive: Ein Fahrer mit diesem Zweikampfverhalten wird sich zu häufig in Zweikämpfe begeben und diese zu selten erfolgreich abschließen.

 

Loose-aggressive: Ein Fahrer mit diesem Zweikampfverhalten wird sich zu häufig in Zweikämpfe begeben, diese jedoch häufig erfolgreich abschließen. Allerdings wird er auch häufiger in Unfälle verwickelt sein, denn mit jedem aggressiv geführten Zweikampf steigt auch die Unfallgefahr. Diese Fahrer werden zwar recht häufig erfolgreich sein, aber auch häufig in Zwischenfälle verwickelt und ausfallen.

 

Tight-passive: Ein Fahrer mit diesem Zweikampfverhalten wird selten in Zweikämpfen sein und diese auch seltener erfolgreich gestalten. Diese Fahrer beenden ein Rennen häufiger auf einer schlechteren Platzierung als sie gestartet sind.

 

Tight-aggressive: Ein Fahrer mit diesem Zweikampfverhalten sucht sich seine Zweikämpfe ganz genau aus und führt diese dann aggressiv durch. Genau dieses Zweikampfverhalten ist erstrebenswert. Ein Fahrer sollte wissen, in welchen Situationen sich ein Zweikampf lohnt und in welchen Situationen er zu viel Zeit kostet. Des Weiteren sollte er, wenn er im Zweikampf ist, jeden noch so kleinen Vorteil zu seinen Gunsten nutzen. So erreicht ein Fahrer das beste Verhältnis zwischen Risiko (das jeder Zweikampf mit sich bringt) und Erfolg.

Ich hoffe, dieser Artikel hilft dir dabei, dein eigenes Zweikampfverhalten zu reflektieren und zu verbessern. In jedem Fall wünsche dir viel Erfolg bei deinen nächsten Zweikämpfen!

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Kommentare: 1
  • #1

    Stephan (Sonntag, 24 April 2022 10:43)

    Schade, dass ich hier keine Fotos anhängen kann. Ich habe mir – in Anlehnung an diesen Beitrag und an einen deiner Artikel in der Motorsport XL Zeitschrift – ein Trikot designen lassen, auf dem ein Schwan und der Schriftzug “tight aggressive“ abgebildet ist…;)

    Suuuuuper coole Beiträge von dir! Danke für diese ganze Art deiner Arbeit, mit der du diesen schönen Sport huldigst.