Zum ersten Mal fuhr ich im Ralf Schumacher Kartcenter ein Rennen. Bei 35 Grad Außentemperatur wurde die Outdoorstrecke in beide Richtungen befahren. Am Ende war die Spannung kaum auszuhalten. Hier nun der Rennbericht:
Circa 4 Wochen vor dem Event bekam ich einen Telefonanruf der Ralf Schumacher Kartschule in Bispingen, ob ich das 12-Stunden-Rennen zusammen mit Carsten, Ali und Joey fahren wollte. Ich war einigermaßen überrascht, da es sich um das favorisierte Team handelte und ich in Bispingen bisher keinen Meter gefahren war.
Trotzdem nahm ich das Angebot sehr gerne an, da ich auf dieser Anlage schon immer mal fahren wollte. Bereits am Freitag vor dem Rennen reiste ich an und konnte die Strecke so zumindest im Training für ca. 1 Stunde lang kennen lernen. Bei einer Rundenzeit von ca. 1:50 Minuten galt es, sich einige Kurven einzuprägen - zumal sowohl das Training als auch das Rennen abwechselnd in beiden Richtungen gefahren wurde bzw. gefahren werden sollte. Auch die Fahrt bei Nacht konnte so noch einmal ausgiebig geübt werden. Anbei mal ein Video einer Runde Outdoor entgegen der normalen Fahrtrichtung:
Meine Teamkollegen gaben mir während und nach dem Training einige wertvolle Tipps, so dass ich mich für das Rennen gut gerüstet fühlte, auch wenn zumindest am Freitag noch das eine oder andere Zehntel auf die absolute Spitze fehlte.
Am Samstagmorgen ging es zeitig an die Strecke. Trotz der frühen Stunde war es bereits sehr warm. Für den Tag waren 35 Grad vorhergesagt, die sich später auch bestätigen sollten.
Nach der obligatorischen Fahrerbesprechung und der Beseitigung sämtlicher Unklarheiten zu Fahrer- und Kartwechseln ging es ins dreigeteilte Qualifying, an dessen Ende wir die Pole Position holen konnten.
Das Gute am Rennmodus war, dass die ersten Zwölfplatzierten des Qualifyings die Karts im Laufe des 12-Stunden-Rennens untereinander tauschen sollten, genauso wie die Plätze 13 bis 24. So war eine sehr gute Chancengleichheit gegeben und keiner konnte sich beschweren, dass ein Team mehr Kartglück hatte als ein anderes.
Den Start fuhr Carsten. Er konnte sich mit einer Rakete von Kart vom Rest des Feldes absetzen und hatte schon einen gehörigen Vorsprung herausgefahren, bevor wir die erste Überraschung erlebten. Bereits nach ca. 10 Minuten wurde der erste Kartwechsel angezeigt und wir mussten unsere Rakete direkt wieder abgeben. Durch den überraschend frühen Kartwechsel war unser Startfahrer etwas verwirrt und steuerte die Kartwechselbox von Division 2 an, was uns ca. 20 Sekunden kostete. Aber bei noch zu fahrenden 11 Stunden und 50 Minuten war natürlich noch nichts verloren.
Anschließend übernahm ich von Carsten und fuhr den zweiten Stint, der sehr gut und ohne Probleme ablief. Die Rundenzeiten passten nun auch und dank der fachmännischen Einweisung meiner Teamkollegen (siehe Video) fand ich auch die Tankbox ohne Probleme.
In den nachfolgenden Stunden verloren wir durch 2 kleinere Zwischenfälle ca. 10 Sekunden, die am Ende noch einmal wichtig werden sollten.
Ca. 1,5 Stunden vor Rennmitte übernahm ich von Ali und fuhr einen langen "Moppelturn". Es war vorgeschrieben, dass jedes Team mindestens 180 Minuten mit 95kg statt der sonst üblichen 85kg Fahrergewicht unterwegs sein musste. Damit mir bei der Hitze nicht kalt wurde, durfte ich noch eine gelbe Warnweste drüber ziehen, damit für jeden ersichtlich war, dass ich mit 10kg mehr unterwegs war als die Fahrer ohne Weste. Mittlerweile Boxenstopp-bereinigt wieder in Führung liegend, führten wir kurz vor Rennhalbzeit dann schnell aufeinander folgende Fahrerwechsel durch, weil nach 6 Stunden das Feld mit dem Pacekart eingesammelt wurde, um die Fahrtrichtung zu wechseln. Durch die Pacekartphase wurden die vorherigen Abstände (innerhalb einer Runde) zunichte gemacht, weshalb einige Teams zu eben dieser Taktik griffen.
Nachdem die Fahrtrichtung gewechselt war und ich erst einmal Pause hatte, um ein bisschen Flüssigkeit nachzufüllen (insgesamt waren es 7 Liter an dem Tag), wurde langsam klar, wie eng der Kampf an der Spitze werden würde.
Die nächsten Stunden wurde es vorne immer enger und es war klar, dass der Sieg nur über den WRT Lübeck oder uns gehen würde. 2 Stunden vor Schluss gaste der WRT Lübeck richtig an und wir hatten starke Zweifel, ob wir den Runde um Runde wachsenden Rückstand noch würden aufholen können.
Aber knapp 50 Minuten vor Schluss bekamen wir wieder unseren Brenner, den wir 10 Minuten nach Rennstart abgeben mussten. Carsten robbte sich Runde für Runde näher heran und ging schließlich am führenden WRT Lübeck vorbei. Allerdings standen zu diesem Zeitpunkt für den WRT Lübeck noch ein Kartwechsel und für uns noch ein Fahrerwechsel an. Eine halbe Stunde vor Schluss dann der Showdown: Beide Teams kamen zu ihren letzten Wechseln parallel in die Boxengasse geflogen. Da ein Kartwechsel aufgrund der Lage in der Boxengasse ein paar Sekunden schneller zu erledigen war als ein Fahrerwechsel, brauste der WRT Lübeck 5 Sekunden vor uns aus der Box. Joey übernahm den Schlussstint für uns und brannte ein wahres Feuerwerk ab. Er holte Zehntel um Zehntel auf. 15 Minuten vor Rennende dann das entscheidende Manöver: Joey überholte den WRT Lübeck. Beim Fallen der Zielflagge nach 12 Stunden hatten wir sage und schreibe 9 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten. So soll Racing sein und so macht es am meisten Spaß!
Vielen Dank an meine Teamkollegen für die phänomenale Leistung! Vielen Dank auch an das Kolbenfresser Team und das Team des Ralf Schumacher Kartcenters für die perfekte Organisation und Durchführung des Events! Insbesondere auch ein großes Lob an den WRT Lübeck für den tollen und fairen Kampf auf der Strecke, so wie alle anderen Teams, die bei dieser Hitze ein großartiges Rennen abgeliefert haben!
Es wird nicht mein letztes Rennen im hohen Norden gewesen sein ;-)
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tilue (Donnerstag, 27 August 2020 21:09)
Perfekt beschrieben toll gefahren und ihr wart ein super Team
Heigöbeia (Freitag, 28 August 2020 16:21)
Toller Bericht
Tolles team
Toller Trainer
Gruss aus laatzen
Dominik (Sonntag, 30 August 2020 19:08)
Vielen Dank!