Im ersten Teil haben wir sieben Fragen zur Anfangsphase eines Rennens gestellt und für dich beantwortet. Nun möchten wir für dich den zweiten Rennabschnitt betrachten: Das Rennen ist gestartet, die ersten Runden sind gefahren und die damit verbundene typische Unruhe im Feld hat sich etwas gelegt. Für deine Startposition kannst du dir nicht mehr viel kaufen, deine aktuelle Position ist entscheidend.
1. Die Analyse
Im ersten Schritt gilt es, die aktuelle Situation zu analysieren. Einige Fragen, die du dir vor dem Start gestellt hast, sind auch jetzt wieder relevant: Wo liegst du im Feld? Welche Position musst du eigentlich erreichen? Wie lange geht das Rennen noch? Wer sind deine Gegner um dich herum? Aber auch einige neue Fragen kommen auf: Wie sind deine Abstände zum Vorder- bzw. Hintermann? Wann und unter welchen Voraussetzungen setzt du die taktischen Elemente ein? In welchem Zustand ist dein Fahrzeug?
Aber der Reihe nach:
- Wo du im Feld liegst, solltest du jederzeit wissen. Du kennst deine Startposition und hast hoffentlich mitbekommen, ob jemand an dir vorbeigefahren oder du jemanden überholt hast 😉
- Die Position, die du erreichen musst, ist da schon unsicherer. Wenn vor dem Rennen feststand, auf welcher Position du ins Ziel kommen musst, hat sich gegenüber der Anfangsphase des Rennens nichts verändert. Wenn die Position aber abhängig davon ist, auf welcher Position deine Gegner ins Ziel kommen, gibt es eine zusätzliche Variable, die du nach Möglichkeit im Blick halten solltest. Wenn du das Feld halbwegs im Blick halten kannst, versuche, den aktuellen Stand jederzeit zu kennen. Wenn du dich aber verrenken musst, um irgendeinen Anhaltspunkt für den aktuellen Stand zu bekommen, unterlasse das und konzentriere dich auf den Teil des aktuellen Standes, den du mitbekommen kannst. Ansonsten turnst du nur in deinem Gefährt herum und konzentrierst dich weniger aufs Fahren.
- Wie lange das Rennen noch geht, ist im Mittelteil eines Rennens auch relativ klar: Irgendwas um die 50% des Rennens sind noch zu fahren. Ob du nun aggressiver oder weniger aggressiv zu Werke gehen solltest, hängt maßgeblich von der aktuellen Situation und den Abständen ab. Sind die Abstände klein, lohnt es sich, aggressiver zu sein. Sind die Abstände riesig, kann es auch schonmal helfen, Material und Fahrer zu schonen. Geht es darum, das Rennen unbedingt gewinnen zu müssen, gibst du natürlich alles, um so schnell wie möglich so weit wie möglich nach vorne zu kommen.
- Mit den Gegnern, die um dich herum sind, gehst du genauso um, wie in der Anfangsphase.
Kommen wir nun zu den neuen Fragen:
- Wie sind die Abstände zum Vorder- bzw. Hintermann? Wie oben schon angedeutet, solltest du bei kleineren Abständen grundsätzlich aggressiver fahren, als bei größeren Abständen. Allerdings kommt es auch immer darauf an, wie sehr sich die Abstände verändern. Hast du beispielsweise einen großen Abstand zum Vordermann, holst aber pro Runde massiv auf, solltest du das Tempo hoch halten, um ihn noch überholen zu können. Hast du hingegen große Abstände nach vorne und hinten und liegst auf einer Position, die dir genehm ist, kannst du auch bewusst ein bisschen schonender fahren. Aber Vorsicht! Es ist schon den Besten passiert, dass sie dann die Konzentration verloren und das Auto weggeworfen haben. Siehe das Beispiel in unserem Tipp: „Konzentrationsübungen für Rennfahrer“.
- Wann und unter welchen Umständen du die taktischen Elemente einsetzt, musst du nun ebenfalls entscheiden – wenn du sie nicht bereits eingesetzt hast. Dabei ist es sinnvoll, die Abstände zu den anderen Fahrern zu kennen und die Strecke und das Feld halbwegs zu überblicken. Wenn du nämlich aus der Box kommst oder eine Abkürzung nimmst, möchtest du ja freie Fahrt haben. Da wäre es suboptimal, wenn du direkt hinter einem Konkurrenten festhängst. Versuche dann lieber noch weitere Runden zu fahren und einen virtuellen Vorsprung gegenüber dem Gegner herauszuholen. Oder spielt das Wetter vielleicht auch eine Rolle? Ein Boxenstopp im Regen kostet dich weniger Zeit als ein Boxenstopp im Trockenen. Oder hebst du dir die taktischen Elemente für die Schlussoffensive auf? Auch diese Entscheidung will nun getroffen werden.
- Je nach Zustand deines Fahrzeugs kann sich dein Vorgehen ebenfalls unterscheiden. Hast du ein waidwundes Gefährt und musst sicherstellen, dass du es über die Ziellinie trägst? Oder hast du vielleicht Reifen und Sprit gespart und kannst maximal attackieren? Auch danach bemisst sich, wie du im Mittelteil eines Rennens vorgehst.
2. Die Umsetzung
Aus der Analyse schlussfolgerst du Maßnahmen, die für Schlussphase des Rennens den maximalen Erfolg bedeuten. Meistens musst du dich im Rennsport schnell entscheiden. Analysiere die Situation also nicht zu Tode, sondern trau dich, schnell und entschlossen zu handeln. Natürlich triffst du auch mal falsche Entscheidungen. Aber keine Entscheidung zu treffen und das Rennen planlos über dich ergehen zu lassen, ist definitiv die falsche Entscheidung. Je besser deine Vorbereitung vor dem Rennen war, desto schneller und leichter wirst du deine Entscheidungen treffen und Antworten zu den oben genannten Fragen haben. Wenn du sie einmal getroffen hast, setze deine Entscheidung in die Tat um. Danach bewertest du deine Situation neu.
3. Permanente Wiederholung
Es ist nämlich ein ständiges Wechselspiel zwischen Analyse und Umsetzung der Maßnahmen, die du für dich festgelegt hast:
Glückt das Überholmanöver oder geht es schief? Die Situation danach ist eine andere und will wieder neu bewertet werden. Nimmst du eine taktische Maßnahme vor oder macht es der Gegner? Das ständige Wechselspiel zwischen Analyse und Umsetzung ist natürlich mental anstrengend, aber es kann einen Unterschied machen:
Dein Kopf macht das Rennen!
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