Den richtigen Bremspunkt zu treffen, ist eine Kunst, die ein Rennfahrer wieder und wieder beherrschen muss, um gute Rundenzeiten hinlegen und Rennen gewinnen zu können. Heute zeigen wir dir, wie du dich an lange Bremszonen herantasten und dort verbessern kannst:
In unserem Blogartikel "Bremspunkt: Naturtalent oder akribischer Vorbereiter" haben wir dir den Unterschied zwischen diesen beiden Fahrertypen aufgezeigt und dir erklärt, warum beide für das Bremsen wichtig sind. Wenn du diesen Artikel noch nicht gelesen hast, solltest du das jetzt tun. Dort haben wir dir auch erklärt, warum der akribische Vorbereiter in langen Bremszonen einen Vorteil hat. Um diese Bremszonen soll es heute gehen. Wir wollen dir zeigen, wie du dich an die langen Bremszonen eines Kurses herantasten und so Hundertstel für Hundertstel schneller werden kannst - und zwar unabhängig davon zu welchem Typ Fahrer du gehörst.
Dein Vorgehen für den Perfekten Bremspunkt in langen Bremszonen
- Zunächst einmal solltest du die langen Bremszonen auf der Strecke ermitteln. An welchen Stellen der Strecke musst du über einen längeren Zeitraum bremsen und viel Geschwindigkeit abbauen, um die nächste Kurve optimal zu erwischen?
- Danach suchst du dir unmittelbar vor und in diesen Bremszonen markante Punkte auf und neben der Strecke, die dir als Orientierungspunkte dienen könnten. Achte dabei darauf, dass die Punkte nicht zu weit vom Streckenrand entfernt sind. Du möchtest ja Orientierungspunkte haben, die möglichst nah an der Strecke liegen und nicht erst das Opernglas auspacken, um diese zu finden.
- Achte auf eine ausreichende Anzahl an Orientierungspunkten, die alle einen unterschiedlichen Abstand zum Scheitelpunkt der nächsten Kurve haben sollten. Ein Orientierungspunkt reicht nicht. Drei sind ok, noch besser wären fünf. Der erste Orientierungspunkt sollte dabei soweit vom Scheitelpunkt entfernt sein, dass du, wenn du dort anfängst zu bremsen, ganz locker durch die nachfolgende Kurve fahren kannst.
- Erst jetzt steigst du in dein Fahrzeug und fährst das erste Mal auf die Bremszone zu. Bremse so hart du kannst - und zwar beim ersten Orientierungspunkt, den du dir ausgesucht hast. Wenn du den Orientierungspunkt korrekt gewählt hast, solltest du, wenn du bis auf die optimale Geschwindigkeit für den Scheitelpunkt der Kurve heruntergebremst hast, noch reichlich Abstand zum Scheitelpunkt der Kurve haben.
- In der nächsten Runde nimmst du dir den nächst-näheren Orientierungspunkt (nennen wir ihn "Orientierungspunkt 2") und bremst dort wieder so hart du kannst. Schätze nun die Entfernung ab, die du zu früh gebremst hast und addiere diese "X Meter" zum Orientierungspunkt 2.
- Nun wird es etwas komplizierter: In der darauffolgenden Runde wählst du deinen Bremspunkt entsprechend (also X Meter hinter Orientierungspunkt 2). Wenn dort nicht Orientierungspunkt 3 liegt, ist es nicht ganz leicht, weil du die "X Meter" selber schätzen und treffen musst und keinen direkten Orientierungspunkt mehr hast, wie bei Schritt 5. Du fliegst an Orientierungspunkt 2 vorbei und nach deinen persönlich gefühlten X Metern steigst du auf die Bremse. Nach dem Bremsmanöver gilt es wieder zu ermitteln: Habe ich zu früh oder zu spät gebremst? Wenn ja: Wie viel? Die Antwort darauf bestimmt den Bremspunkt in deiner nächsten Runde.
- So gehst du nun Orientierungspunkt für Orientierungspunkt vor und verschiebst deinen Bremspunkt Meter für Meter nach hinten. Wichtig dabei: Berechne immer die kürzere Entfernung zu den Orientierungspunkten. Beispiel: Dein ermittelter optimaler Bremspunkt liegt 2 Meter hinter Orientierungspunkt 2 und 1 Meter vor Orientierungspunkt 3. Dann nimmst du immer Orientierungspunkt 3 als Referenz, weil er näher an deinem optimalen Bremspunkt liegt. Der Wechsel zum Orientierungspunkt 3 ist hier auch mental eine Hilfe, den Bremspunkt noch weiter nach hinten zu verschieben, weil du nicht bei Orientierungspunkt 2 "hängen" bleibst, sondern weiter zum nächsten gehst.
Was darüber hinaus wichtig ist
Sobald du den Bremsvorgang begonnen hast, sollten deine Augen nicht länger auf den Bremspunkt fokussiert sein, sondern direkt zum Scheitelpunkt der Kurve wechseln - und zwar sofort. Jede Verzögerung der Augenbewegung wird dein Fahrzeug höchstwahrscheinlich weiter vom Scheitelpunkt der Kurve entfernen und dir den Eindruck vermitteln, als hättest du zu spät gebremst. Mache dir also bei jedem Bremsmanöver, bei dem du das Gefühl hast, zu spät dran gewesen zu sein, bewusst, ob deine Augen sich sofort auf den Scheitelpunkt fokussiert haben, sobald du das Bremspedal betätigt hast, oder nicht. Wenn ja, hast du wirklich zu spät gebremst. Wenn nein, versuche es erneut und konzentriere dich darauf, den Fokus sofort vom Bremspunkt auf den Scheitelpunkt zu wechseln, sobald du das Bremsmanöver begonnen hast.
UNd in kurzen Bremszonen?
Dazu wird es in Zukunft einen weiteren Blogartikel geben. Nur soviel vorab: Den Bremspunkt zu fokussieren, wäre ein Fehler ;)
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