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Die Augen eines Rennfahrers

Schon in der Fahrschule lernt man: "Du fährst dahin, wohin du guckst." Aber wie ist das für einen Rennfahrer, wenn er den Bremspunkt, den Scheitelpunkt und die Gegner um sich herum im Blick behalten soll?

Zwischenfälle im Motorsport passieren oft nur deshalb, weil ein Rennfahrer seine Augen nicht dort hat, wo er sie haben sollte. Gerade wenn es eng wird und ein Rennfahrzeug am Limit bewegt wird, sind es oft diese kleinen Augenbewegungen Richtung Leitplanke oder Wiese, die den Fahrer genau dorthin tragen. Die Regel, die wir in der Fahrschule lernen, hat also auch im Motorsport ihre Gültigkeit. Sich dessen bewusst zu sein und den Fokus auch in brenzligen Situationen weiterhin auf den Punkt zu richten, wohin man fahren möchte und eben nicht dorthin zu gucken, wo man nicht hinfahren möchte, ist unglaublich schwierig und erfordert viel Übung.

 


Übung zur Kontrolle der Augenbewegungen:

Führe dir vor deiner nächsten Fahrt auf die Strecke diesen Aspekt vor Augen und analysiere hinterher, in welchen brenzligen Situationen du warst und wohin du geschaut hast. So machst du dir deine Augenbewegungen bewusster und kannst sie irgendwann auch in solchen Situationen genau steuern.


Nun ist es für einen Rennfahrer aber nicht immer so leicht, einfach dorthin zu schauen, wo er hinfahren möchte. Im Rennen hat er Gegner um sich herum, auf die er achten muss. Tut er das nicht, sondern fokussiert sich nur auf seine Referenzpunkte auf der Strecke, landet er im so genannten Tunnelblick. Er nimmt um sich herum nichts anderes mehr wahr, als sich und die Strecke, z.B. den nächsten Bremspunkt oder Scheitelpunkt. Die Folge sind Kollisionen mit anderen Fahrzeugen. Im Motorsport ist nach Kollisionen recht häufig die Aussage zu hören: "Ich habe den Gegner nicht gesehen." Für den neutralen Beobachter klingt das dann nach einer fadenscheinigen Begründung, warum es zum Crash kam. In Wirklichkeit stimmt diese Aussage, weil der Fahrer so fokussiert auf einzelne Punkte war, dass er sich im Tunnel befunden hat und seine Umgebung schlicht und ergreifend ausgeschaltet hatte.

Ein sehr guter Rennfahrer ist dazu in der Lage, seinen Blick blitzschnell zu wechseln. Hat er sich in einer Sekunde noch auf den Bremspunkt fokussiert, öffnet er in der nächsten Sekunde seinen Blick und nimmt auch die Gegner um sich herum mitsamt ihrer Position und Geschwindigkeit wahr. Im nächsten Moment fokussiert er sich auf den Scheitelpunkt, bevor er beim Rausbeschleunigen aus der Kurve wieder den Blick weitet, um abzuschätzen, ob er den Konkurrenten vor sich in der nächsten Kurve ausbremsen kann. Dieses häufige Wechseln zwischen Fokus auf einen Punkt und Wahrnehmung der kompletten Umgebung kannst du am besten mit folgender Übung trainieren:

 


Übung zum Wechsel zwischen Fokussierung auf einen Punkt und Wahrnehmung der kompletten Umgebung:

Schnappe dir dein Smartphone und gehe durch eine Einkaufspassage. Versuche nun zwischen einem Video auf deinem Smartphone und dem Straßenbild um dich herum hin und her zu wechseln und alles gleichermaßen wahrzunehmen: Worum geht es in dem Video? Was passiert dort? Was ist in der Einkaufspassage los? Wie weit ist es bis zum Ende der Einkaufspassage? Wie viele Leute sind da? Du wirst merken, dass deine Augen zwischen "Nah-" und "Ferneinstellung" wechseln. Außerdem wirst du dich einmal nur auf einen Punkt konzentrieren, während du ein anderes Mal versuchst, möglichst viel um dich herum wahrzunehmen. Das wird dich zu Beginn sehr anstrengen. Fange daher langsam an und wechsle nur ca. alle 5 Sekunden zwischen Smartphone und Einkaufspassage. Wenn du dich daran gewöhnt hast, kannst du die Intervalle verkürzen. So trainierst du deine Augen, zwischen verschiedenen "Einstellungen" auf der Rennstrecke zu wechseln.

 


Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die folgende Tatsache: Je weiter du vorausschaust, desto besser bist du vorbereitet auf die nächste(n) Kurve(n). Versuche also nicht nur den Punkt unmittelbar vor deinem Fahrzeug zu fokussieren, sondern schaue soweit wie möglich voraus. Der Hintergrund ist einfach, dass du dich länger vorbereiten kannst, je weiter du nach vorne schaust. Wenn du nur den ersten Meter vor deinem Fahrzeug im Blick hast, wirst du überrascht sein, wie plötzlich der Einlenkpunkt auftaucht ;-)

 

Wir wünschen dir viel Erfolg bei den Übungen! Falls du noch Fragen, Wünsche oder Anregungen hast, lasse uns gerne einen Kommentar da.

 

Keep Racing!

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